Sachsenhausen

Der Bau des Konzentrationslagers Sachsenhausen, ungefähr 35 km nördlich von Berlin gelegen, begann im Sommer 1936. Im August und September 1938 wurden 900 Häftlinge aus dem KZ Esterwegen dorthin deportiert, um bei der Errichtung des Lagers mitzuhelfen. Ende September wurde das Lager fertiggestellt und die ersten politischen Häftlinge wurden in Sachsenhausen interniert. Zusätzlich zu den Holzbaracken für die Häftlinge gab es im Lager auch Backsteinhäuser für die SS-Mitglieder und mehrere Fabrikhallen, in denen die Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren die meisten Häfltinge in Sachsenhausen deutsche Kommunisten und Juden gewesen. Auch mehr als 6 000 Menschen, die von den deutschen Behörden als „asozial“ bezeichnet wurden, gehörten zu den Häftlingen in Sachsenhausen. Unmittelbar nach den Novemberpogromen 1938, wurden 1 800 Juden nach Sachsenhausen deportiert und im Laufe der folgenden Wochen dort ermordet.

 

Sachsenhausener Häftlinge im Speisesaal, 1939-1940 . (Foto: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, mit Genehmigung des USHMM Photo Archives.)

Im November 1939 waren bereits mehr als 11 300 Häftlinge in Sachsenhausen. Hunderte Häftlinge starben infolge einer Typhusepidemie und der Verweigerung ärztlicher Hilfe. Anfangs wurden die Leichen zum Krematorium in Berlin gebracht, aber im April 1940 errichtete man im Lager selbst ein Krematorium. Exekutionen standen auf der Tagesordnung. Kurz nach der Invasion der Sowjetunion wurden Tausende sowjetische Kriegsgefangene nach Sachsenhausen geschickt, wo die meisten erschossen, erhängt,  totgeschlagen wurden oder verhungerten. Im Herbst 1941 wurden die sogenannten Gaswagen vor ihrem geplanten mobilen Einsatz an Häftlingen in Sachsenhausens getestet.

Nach 1938 veränderte sich die Zusammensetzung der Häftlingsgesellschaft und von nun an überwogen diejenigen, die aus „rassischen“ Gründen in das Lager eingewiesen worden waren. Aufgrund seiner Nähe zu Berlin war Sachsenhausen dazu prädestiniert, zum Zentrum des Verwaltungsapparats der nationalsozialistischen Konzentrationslager zu werden. Tatsächlich wurde das Lager zum Hauptquartier der „Inspektion der Konzentrationslager“. Als Vorzeige- und Ausbildungslager der SS wurden dort auch zukünftige Wachmannschaften und Lagerkommandanten ausgebildet. Die Lagerkommandanten Sachsenhausens waren Hermann Baranowski, Hans Loritz, Walter Eisfeld und Anton Kaindl.

 

Anton Kaindl vor Gericht in Berlin, 23. Oktober bis 1. November 1947 (Foto: Archive des FSB, mit Genehmigung des USHMM Photo Archives.)

Im Januar 1942 begannen die Häftlinge auf Befehl der SS hin mit dem Bau der sogenannten „Station Z“, die zur Vernichtung der Häftlinge dienen sollte. Am 29. Mai 1942 wurden diese Einrichtungen in Anwesenheit hochrangiger Nazi-Beamter in Betrieb genommen. Um die Effektivität zu veranschaulichen, wurden am selben Tag 96 Juden erschossen. Im März 1943 wurde der „Station Z“ um eine Gaskammer erweitert, die bis zum Kriegsende in Betrieb blieb. Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen hier ermordet wurden, da die Transporte, die vergast werden sollten, keinen Registrierungsprozess durchliefen.

Große Unternehmen errichten Fabriken in der Nähe des Lagers, um die Zwangsarbeit der Häftlinge nutzen zu können. Unter ihnen befanden sich AEG, Siemens &; Halske, die Henkel Flugzeugwerke, I.G. Farben und die Daimler Benz Werke. Sachsenhausen verfügte über ca. 100 Außenlager und -kommandos. Eines der Bekanntesten war das „Schuhläuferkommando“, dessen Mitglieder den ganzen Tag lang einen bestimmten Weg entlang laufen mussten, um Belastungstests von Materialien für das Schuhwerk der deutschen Armee durchzuführen. Ein sehr gefürchtetes Straflager war das Klinkerwerk, in dem die Häftlinge Ziegel für den geplanten Ausbau Berlins nach den Plänen Albert Speers herstellten. Später wurden Häftlinge hier in der Produktion von Granaten eingesetzt.

Häftlinge bei der Musterung (Foto: National Archives, mit Genehmigung des USHMM Photo Archives.)

Anfang 1945 nahm die Zahl der Häftlinge aufgrund des Vorrückens der Allierten drastisch zu. Im April 1945 wurde die Evakuierung der verbleibenden 33 000 Häftlinge, welche in Gruppen von 400 auf Todesmärsche in Richtung Norden geschickt werden sollten, befohlen. Das Ziel der Nazis war es, sie auf ein Schiff zu bringen und dieses daraufhin zu versenken. Mehr als 6 000 Häftlinge starben während des Todesmarsches, bevor die Übrigen in der Nähe von Schwerin von der sowjetischen und der US-amerikanischen Armee befreit wurde.

Annähernd 3 000 Häftlinge, darunter 1400 Frauen, verblieben im Lager und wurden dort am 22. April 1945 von sowjetischen Soldaten befreit. Wie in anderen Lagern, starben auch hier viele ehemalige Häftlinge an den Folgen ihrere Gefangenschaft, obwohl sie medizinische Versorgung erhielten.

Während seines Bestehens durchliefen mehr als 200 000 Häftlinge das Lager, von denen zwischen 30 000 und 35 000 dort ermordet wurden.


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Hermann Baranowski, Hans Loritz, Walter Eisfeld, Anton Kaindl

Literatur:

Burger, Adolf. Ďáblova dílna (Die teuflische Werkstatt). Praha: Svoboda, 1991. 269 s.

Kühle, Barbara und Kühn, Raine. Konzentrationslager Sachsenhausen. Berlin: Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin, 1990. 48 s.

Morsch, Günter und Reckendrees, Alfred. Befreiung Sachsenhausen 1945. Berlin: Edition Hentrich, 1996. 150 s.

Kulisiewicz, Aleksander. Adresse: Sachsenhausen: Literarische Momentaufnahmen aus dem KZ. Gerlingen: Bleicher, 1997. 183 s.