Auschwitz

Auschwitz war der größte Konzentrations- und Vernichtunglagerkomplex der Nazis. Das Stammlager Auschwitz I wurde am 27. April 1940 wurde auf Befehl Himmlers in der Nähe der kleinen polnischen Stadt Oświęcim errichtet. Die ersten Insassen – größtenteils polnische politische Häftlinge – wurden im Juni 1940 dorthin gebracht und zur Zwangsarbeit eingesetzt. Im März 1941 waren bereits mehr als 10 000 Häftlinge registriert. Das Lager in Auschwitz war für seine Härte bekannt, insbesondere der Block 11 (auch bekannt als „der Bunker“), wo Häftlinge die grausamsten Bestrafungen erhielten. Davor befand sich die „schwarze Mauer“, wo häufig Exekutionen stattfanden. Die Inschrift „Arbeit macht frei!“, die über dem Tor angebracht war, stellte lediglich eine zynische Verspottung dar.

Zu einem Symbol des rücksichtslosen Missbrauchs der Häftlinge wurden die medizinischen Experimente, die Nazi-Ärzte wie der berüchtigte Josef Mengele an ihnen durchführten. Diese „Ärzte“ experimentierten mit der Sterilisation jüdischer Frauen und führten auch Experimente an Kindern, insbesondere an Zwillingen, durch.

Im März 1941 ließ Himmler einen zweiten großen Komplex neben dem ursprünglichen Lager erbauen. Dieser erhielt die Bezeichnung Auschwitz II – Birkenau. Das Lager in Birkenau war in drei Bereiche eingeteilt, die von elektrischen Zäunen und Stacheldraht umgeben waren. 1943 und 1944 befand sich in der Bllb-Sektion das „Theresienstädter Familienlager“. Die Höchstbelegung von Birkenau lag bei mehr als 100 000 Häftlingen. Im März 1942 wurde das Lager Auschwitz III im nahegelegenen Monowitz, auch bekannt als Buna Monowitz, erbaut. Das deutsche Unternehmen I.G. Farben errichtete dort eine Fabrik für synthetisches Gummi und nutzte dafür die Zwangsarbeit der Häftlinge. Auschwitz verwaltete desweiteren 45 Arbeitslager, wo die Häftlinge zu Zwangsarbeit, meist für deutsche Unternehmen, gezwungen wurden.

 

 

Auschwitz II-Birkenau wurde eines der Lager, die der Massenvernichtung der Juden dienten. Im Sommer 1941 gab Himmler dem Auschwitzer Lagerkommandanten Rudolf Höß den Befehl, ein Zentrum für den Massenmord an Juden einzurichten. Im September 1941 wurden dort die tödlichen Auswirkungen von Zyklon B, das normalerweise zur Schädlingsbekämpfung benutzt wurde, erstmals getestet. Später wurden in Birkenau vier Gaskammern, die bis zu 6 000 Menschen täglich töten konnten, erbaut. Die Gaskammern waren als Duschen getarnt, um den Häftlingen den Eindruck zu vermitteln, dass es sich um Desinfizierungsmaßnahmen handelte, die sie durchlaufen müssten, bevor sie ins Lager kämen.

Ab Ende März 1942 kamen zahllose Transporte mit jüdischen Häftlingen aus den von den Nazis kontrollierten Ländern in Auschwitz an. Juden aus der Slowakei und Frankreich wurden als Erste deportiert, gefolgt von den niederländischen Juden im Juli 1942 und ab August Juden aus Belgien und Jugoslawien. Zwischen Oktober 1942 und Oktober 1944 wurden mehr als 46 000 Häftlinge aus Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Einige von ihnen wurden vorübergehend im „Theresienstädter Familienlager“ untergebracht. Im Laufe des Jahres 1943 wurden Transporte aus ganz Deutschland und den von den Nazis kontrollierten Gebieten nach Auschwitz geschickt. Opfer der letzten großen Deportationswelle waren die ungarischen Juden, die zwischen Mai und Juli 1944 nach Auschwitz deportiert wurden.

Auf Grundlage eines Befehls, der am 29 Januar von Himmler unterzeichnet worden war, wurden auch ca. 20 000 Roma nach Auschwitz deportiert. Der Großteil von ihnen starb in den Gaskammern.
Nach der Ankunft eines Transportes bei der Rampe in Birkenau fand der Selektionsprozess statt. SS-Offiziere entschieden, wer zur Arbeit eingesetzt werden würde und wer direkt in die Gaskammern geschickt wurde. Oft war es vom Zufall oder der Laune des SS-Offiziers abhängig, ob jemand sofort sterben würde oder auf sein Überleben hoffen konnte. Die Häftlinge, die man für Zwangsarbeit auswählte, wurden in eines der vielen Auschwitzer Arbeitslager oder in ein anderes KZ geschickt. Deren Ziel war „Vernichtung durch Arbeit“.

Die Häftlinge leisteten auf verschiedene Weise Widerstand gegen ihre Terrorisierung im Lager. Widerstandsgruppen halfen Insassen bei der Beschaffung von Essen und Medizin, dokumentierten die Verbrechen der Nazis, unterstützten Sabotage- und Fluchtversuche, versuchten politischen Häftlingen wichtige Positionen zu verschaffen und bereiteten sich auf einen Aufstand vor. Insgesamt gelang 667 Personen die Flucht aus Auschwitz. Davon wurden 270 jedoch noch in der Nähe des Lagers gefasst und sofort exekutiert. Die bekanntesten Flüchtlinge sind die beiden slowakischen Juden Alfred Wetzler und Walter Rosenberg (Rudolf Vrba). Sie schafften es, in die Slowakei zu gelangen und wichtigen jüdischen Persönlichkeiten, und durch diese wiederum der ganzen Welt von den Gräueln in Auschwitz zu berichten. Darüber schrieben sie auch einen umfangreichen Bericht. Am 7. Oktober 1944 gab es einen Aufstand des Sonderkommandos, das in den Gaskammern arbeitete. Es gelang den Häftlingen, eine der Gaskammern zu zerstören und dadurch den Vernichtungsprozess zu behindern. Alle Rebellen wurden getötet. Auch eine Gruppe junger weiblicher Häftlinge wurde exekutiert, weil sie für die Aufständischen aus der Fabrik in Monowitz Schießpulver geschmuggelt hatten.

Kurz darauf wurden die Gaskammern und Krematorien auf Befehl Himmlers zerstört, da das Regime die Spuren seiner Mordmaschinerie vor der vorrückenden Roten Armee verbergen wollte. Als sich im Januar 1945 sowjetische Truppen dem Lager näherten, wurde dieses evakuiert und 58 000 Häftlinge wurden auf einen Todesmarsch geschickt, während dessen die meisten starben. Am 27. Januar 1945 betrat die Rote Armee das Lager. Sie fanden 7 650 erschöpfte und hungernde Häftlinge sowie ein paar Beweisstücke der Verbrechen, die die Nazis nicht rechtzeitig zerstören hatten können, vor. Darüber hinaus entdeckten sie fast acht Tonnen menschlichen Haares und mehr als eine Million Männeranzüge und Frauenkleider.

Kinder aus dem Lager nach der Befreiung von Auschwitz. (Foto: Weißrussisches Staatsarchiv für Dokumentationsfilm und Fotografie, mit Genehmigung des USHMM.)

Zahlreichen Schätzungen zufolge verloren in Auschwitz zwischen 1.2 und 1.6 Millionen Menschen ihr Leben. Auschwitz wurde zum Symbol für die nationalsozialistische „Endlösung der jüdischen Frage“, ein Symbol der nationalsozialistischen Unmenschlichkeit und des Genozids.

Nach dem Krieg wurden viele, die in Auschwitz Verbrechen begangen hatten, in Polen und Westdeutschland vor Gericht gestellt. Im Jahre 1947 wurde der Auschwitzer Lagerkommandant Rudolf Höß zum Tode verurteilt und exekutiert. Weitere 22 Deutsche wurden zwischen 1963 und 1966 in Frankfurt für ihre Verbrechen in Auschwitz verurteilt.


Stichwörter

Josef Mengele, Rudolf Höß

Literatur:

Kraus, Ota und Schön, Erich. Továrna na smrt (Die Todesfabrik). Praha: Čin, 1946. 234 s.

Kulka, Erich. Soudcové, žalobci, obhájci. Proces s osvětimskými zločinci (Richter, Verhandlung, Verteidigung. Das Verfahren der Verbrecher von Auschwitz). Praha: Svoboda, 1966. 264 s.

Piper, Franciszek und Świebocka, Teresa. Auschwitz. Todeslager der Nazis. Oświęcim: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, 1996.

Vrba, Rudolf. Utekl jsem z Osvětimi (Ich entkam Auschwitz). Praha: Sefer, 1998. 438 s.

Brod, Toman, Kárná, Margita und Kárný, Miroslav. Terezínský rodinný tábor v Osvětimi-Birkenau (The Terezín Family Camp in Auschwitz-Birkenau). Praha: Terezínská iniciativa - Melantrich, 1994. 208 s.

Czech, Danuta. Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945. Reinbek: Rowohlt, 1989. 1056 s.