Im Zusammenhang mit dem Erlass über die Bekämpfung des Zigeunerunwese
ns wurden Anfang August 1942 in Lety u Písku das Zigeunerlager
I
und in Hodonín u Kunštátu das Zigeunerlager II
des Protektorats eingerichtet. In diesen Konzentrationslagern sollten
in erster Linie Menschen interniert werden, die die Bedingungen für die Verhängung der polizeilichen Vorbeugehaft erfüllten.1
Offiziell sollten Zigeuner und Zigeuner-Mischlinge, die nicht in ständiger und produktiver Arbeit stehen, sowie deren Familienangehörigen
interniert werden.2 Allerdings konnten auch Personen, die eine Arbeit hatten, hierher gebracht werden, wenn das Arbeitsamt
entschied, dass es keine Einwände gegen ihre Deportation hatte. Im Rahmen der Erfassung identifizierten örtliche Polizeibeamte
vorläufig 5.860 der insgesamt 11.886 im Protektorat
erfassten Personen als 3 Rassezigeuner
oder Mischlinge
.4 Von ihnen wurden
mehr als 1.300 im Zigeunerlager I Lety u Písku
, fast 1.400 Menschen im Zigeunerlager II Hodonín u Kunštátu
interniert.5
Im Gegensatz zu den früheren Arbeitsdisziplinierungs- und Anhaltelagern, die an den selben Orten bestanden hatten, waren
die Haftbedingungen in den Zigeunerlagern
deutlich schlechter, und darüber hinaus fungierten diese Lager als Warteräume
für die Deportation in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Die unbefristete Internierung in den Zigeunerlagern
betraf nicht nur gesunde erwachsene Männer, sondern auch Frauen und Kinder, Kranke und alte Menschen.
Von den insgesamt etwa 2.700 Gefangenen, die in den Zigeunerlagern
Lety u Písku und Hodonín u Kunštátu interniert waren,
starben mehrere hundert während ihrer Gefangenschaft an den katastrophalen Lebensbedingungen, einige wurden als sogenannte
Asoziale
in das Konzentrationslager Auschwitz I deportiert und eine kleine Gruppe wurde zumindest vorübergehend aus den Lagern
entlassen, war aber weiter Repressionen ausgesetzt. Die größte Gruppe der Gefangenen der Zigeunerlager
im Protektorat wurde
mit Massentransporten unter dem Label Zigeunern
in das Zigeunerlager
innerhalb des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau
deportiert, wo die meisten von ihnen umkamen.6
Das nächste Kapitel: Deportationen nach Auschwitz