Aufbaukommando

Der erste Transport ins Theresienstädter Ghetto am 24. November 1941

Am 24. November 1941 um fünf Uhr morgens fuhr eine Gruppe von 342 jungen jüdischen Männern von Prag aus nach Theresienstadt ab. Dieser erste Transport in das in der Entstehung begriffene Theresienstädter Ghetto erhielt den Namen Aufbaukommando (abgekürzt AK I). Zum Bahnhof in der Hybernská-Straße kamen ausgebildete Handwerker (Schweißer, Zimmermänner, Elektriker, Maurer, Ofensetzer sowie Bäcker) mit Rucksäcken, die befehlsgemäß persönliche Gegenstände, Essen für einige Tage und eine Decke enthielten. Die Aufgabe der Männer bestand darin, diejenigen Arbeiten in den bestehenden Theresienstädter Kasernen und weiteren Objekten in der Garnisonstadt im Norden des „Protektorats Böhmen und Mähren“ durchzuführen, um die Stadt auf die Ankunft Tausender Juden, die in das Ghetto deportiert werden sollten, vorzubereiten. In Prag hatte man den Männern aus dem AK I gesagt, dass sie sich frei bewegen und an den Wochenenden ihre Familien würden besuchen können. Tatsächlich wurden sie jedoch im Augenblick ihrer Ankunft zu den ersten Gefangenen im Ghetto.

Im Sommer 1941 wurde in der Jüdischen Kultusgemeinde in Prag die Abteilung G (Ghetto) eingerichtet, die einen Plan für die Errichtung eines jüdischen Arbeitslagers im „Protektorat“ erarbeiten sollte. Theresienstadt erschien als ein möglicher Ort für dieses Lager in den Dokumenten der Abteilung G erst im November 1941. Trotz der Vorbehalte der Leitung der Jüdischen Kultusgemeinde gegen diesen Ort und der Furcht vor seinem Festungscharakter fiel die Wahl der Deutschen schließlich gerade deshalb auf Theresienstadt: die Kasernen waren als Massenunterkünfte geeignet, die Stadtschanzen und Festungswälle stellten die Isolation von der Außenwelt sicher und in zweieinhalb Kilometern Entfernung von Theresienstadt befand sich ein Bahnhof.

Die Angehörigen des AK I wurden in einem der heruntergekommenen Kasernenobjekte eingesperrt, das nur mit einigen beschädigten Betten, Tischen und Bänken ausgestattet war. Aus den ehemaligen Stallungen, leeren Lagerräumen und weiteren Räumen, die nie zum Wohnen genutzt worden waren, machte man jetzt Wohnräume, oft schlecht beleuchtet und ohne die Möglichkeit, auf eine erträgliche Temperatur geheizt zu werden. Ruth Bondy schreibt in ihrem Buch „Jakob Edelstein“ über die Ankunft des Aufbaukommandos I: „(...) die Vortruppe [...] fand die Sudeten-Kaserne [...] leer und schmutzig [...]. Im Erdgeschoss gab es Stallungen, Lagerräume, WCs, primitive Duschen und zwei dunkle, unausgestattete Küchen [...]. In den Stallungen lag Gerümpel herum und der feuchte Betonboden war schmutzig. Auf diesen Boden legten sich in den frostigen Dezembernächten die ersten Angekommenen schlafen, ohne Matratzen, ohne auch nur ein bisschen Stroh, nur mit den Rucksäcken unter dem Kopf, während von der Decke das Wasser tropfte. Trotz der Versprechungen sorgten die Deutschen nicht für Essen; die Angekommenen lebten vom Vorrat, den sie von Zuhause mitgenommen hatten, und litten unter immer größerem Hunger.“

Das Aufbaukommando durfte die Kaserne, in der es untergebracht war, kaum verlassen und konnte sich dadurch auch nicht seinen Aufgaben widmen. Eine Woche später erreichte ein weiterer Transport mit tausend Männern, das sog. Aufbaukommando II, Theresienstadt, beauftragt mit ähnlichen Arbeiten wie die erste Gruppe. Am 4. Dezember kamen die 22 Mitglieder des jüdischen „Ältestenrats“, an dessen Spitze Jakob Edelstein stand, in Theresienstadt an.

Es folgten weitere Transporte. Bis Ende 1941 befanden sich bereits 8000 Häftlinge in Theresienstadt. Die ursprüngliche Zivilbevölkerung, die Theresienstadt schließlich Ende Juni 1942 verlassen musste, durfte mit keinem der deportierten Juden Kontakt aufnehmen. Für diese galt eine Reihe weiterer Verbote: nicht auf dem Bürgersteig gehen, nicht in Geschäften einkaufen, nicht pfeifen, nicht singen usw. Die Juden in Theresienstadt wurden von 600 tschechischen Gendarmen bewacht, die in drei Schichten arbeiteten. Die Illusion einer funktionierenden, produktiven jüdischen Stadt mit eigener Selbstverwaltung zerbrach schnell und gründlich. Den mit AK I und AK II deportierten Juden war eine Menge Privilegien versprochen worden, die jedoch allmählich aufgehoben wurden. So auch das wichtigste Privileg der Aufbaukommandoangehörigen, der Schutz vor den Transporten „in den Osten“. Dieser Schutz galt nur bis 1944; die meisten von ihnen wurden aus Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Von den 342 jungen und gesunden Männern, die am 24. November 1941 nach Theresienstadt deportiert wurden, erlebten nur 86 die Befreiung.

Literatur:


Adler, H.G.: Theresienstadt 1941-1945: das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft, Tübingen 1960.

Bondyová, Ruth: Jakob Edelstein, Sefer, Praha 2001, erschienen auch auf Englisch unter dem Titel Elder of the Jews: Jakob Edelstein of Theresienstadt, Grove Press, 1989 (Zitat: S. 248-249).

Franková, Anita: Die Vorbereitungen zur Konzentrierung der Juden im Protektorat; Die „Vorgeschichte“ des Theresienstädter Ghettos, in Theresienstädter Studien und Dokumente 2001, S. 49-74.

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